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So bunt ist die kulinarische Welt der Neni Family

Die unermüdliche Haya Molcho betreibt nicht nur sehr sympathische Lokale, sie hat Wien auch ein Stück levantinischer Lebensfreude geschenkt: Wer zu „Neni“ geht, fühlt sich so unbeschwert wie im Urlaub.

13. Dezember 2024


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Es muss ein ziemlicher Kulturschock gewesen sein, als Haya Molcho, die in Tel Aviv aufgewachsen ist, 1981 nach Wien kam, eine damals ziemlich graue Stadt. Gerade beim Essen vermisste sie das „sympathische Chaos“ auf den Tellern: Jeder verzehrte nur, was er bestellt ­hatte, während in Israel und im Orient selbstverständlich geteilt wurde. „Perfektion bremst die Geselligkeit“, sagte Molcho einmal in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ – sie bringt damit auf den Punkt, was ihre Stärke ist: Sie hat Wien nicht nur spannende neue Lo­kale geschenkt, sondern auch ein Stück levantinischer Lebensfreude. Sie wollte Menschen zusammenbringen; entspannte Geselligkeit war von Anfang an genauso wichtig wie das Essen selbst.

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„In Wien hat man damals geglaubt, Hummus ist Kompost. Wir haben den Leuten die levantinische ­Küche nach Österreich gebracht: neu, vegan, vegetarisch, gesund. Da haben wir einen Trend geschaffen“, sagte Molcho im Interview mit dem „Studio!“-Magazin. Dabei ist sie eine Spätberufene und Quereinsteigerin, Kochausbildung hat sie keine. Sie hat Psychologie studiert, ist viel gereist, war schon immer begeistert, neue Rezepte und Gewürze mitzubringen. Eine Nachbarin fragte sie im Jahr 2003, ob sie Catering für eine Feier machen möchte – das erinnerte sie daran, wie viel Freude ihr die gemeinsame Arbeit in der Küche schon als Kind gemacht hatte. In Israel ist ihr aus Rumänien stammender Vater als Zahnarzt mit Bohrmaschine von Dorf zu Dorf ­gefahren; bezahlt wurde er oft mit Gemüse und anderen Lebens­mitteln, die dann verkocht wurden. So habe sie gelernt, einzukochen, erinnert Molcho sich: Die Kinder durften in den Töpfen rühren, ­Kochen war ein großes Abenteuer.

Gemüse für Alle

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Diesen Spirit hat sie nach Wien importiert. Aus dem Hobby, für ­andere aufzukochen, wurde ein Beruf – 2009 eröffnete das erste „Neni“-Lokal am Wiener Naschmarkt. Damals war das Konzept neu, das mittlerweile überall zu finden ist: Das Essen wird geteilt, es landet viel Gemüse auf dem Teller. Auch der Name „Neni“ ist Programm, es sind die Anfangsbuchstaben ihrer vier Söhne: „Nach der Reihenfolge wäre es eigentlich Nuriel, Elior, Ilan und Nadiv – also ‚Nein‘!“, sagt Molcho. Das klang aber nicht sonderlich einladend, deshalb wurde daraus Neni, ein Familien­betrieb wie aus dem Bilderbuch, obwohl man mittlerweile international agiert, mit Restaurants in Berlin, Hamburg, München, Zürich, Köln, Paris, auf Mallorca und in Amsterdam. Außerdem werden „Neni“-­Produkte über mehrere Supermarktketten vertrieben, und es besteht eine europaweite Kooperation mit der Hotel­kette 25 Hours. Die Arbeit wird nach Leidenschaft und Kompetenz aufgeteilt: Nuriel, der Älteste, fotografiert die regelmäßig erscheinenden Kochbücher und betreut Social Media, Elior ist General Manager in allen Lokalen und für das Catering zuständig, Ilan hat als CEO alles im Blick.

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Der treibende Motor und das Gesicht von „Neni“ ist aber nach wie vor die unermüdliche 69-jährige Haya Molcho, die ein untrügliches Gespür für Trends in der Küche hat. Das jüngste Lokal ist das „C.O.P.“, das für seine ganze panierte Makrele und hochwertige Produkte von lokalen Anbietern berühmt ist. Es ist schwer zu sagen, was die Molchos besser machen als ihre Konkurrenz: Keine Frage, ihre Restaurants sind jung und hip, sie servieren Feelgood-Gerichte, die an Sonne, Urlaub und Unbeschwertheit erinnern; die levantinische Küche ist die perfekte Fusion aus Orient und Okzident, auch Vegetarier und Veganer kommen auf ihre Kosten. Zudem kann man gesund und fleischlos bestellen, mehrere Vorspeisen, eine Hauptspeise, kombiniert wird nach Lust und Laune. Der Tisch ist voll mit kleinen Köstlichkeiten, die Auswahl schier unendlich. Und hinzu kommt: Die Molchos bleiben nicht stehen, sie ruhen sich nicht auf ihren Erfolgen aus, sondern entwickeln sich ständig weiter. Vor zwei Jahren träumte Haya Molcho von einem Bauernhof mit einem „Farm to Table“-Konzept. Die Molchos lieben es noch immer, möglichst viel zu reisen, sich von anderen Städten, anderen Lokalen inspirieren zu lassen – und das dann auf ihre ganz eigene, authentische Art in ihre Arbeit einfließen zu lassen.

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„Bei uns geht es nie nur ums Essen. Es geht um das Familiäre, um Gefühl. Das macht uns aus. In ‚Emotion‘ steckt auch ‚Motion‘, also Bewegung; wir wollen ­bewegen“, sagte Hayo Molcho im Gespräch mit dem deutschen „Stern“. Es mag hochgestochen klingen, aber sie trägt auch einen wesentlichen Anteil daran, dass Wien heute als lebenswerte Stadt gefeiert wird – die Gastronomin hat die österreichische Hauptstadt internationaler, lockerer und offener gemacht. Ihr Motto: „Kochen sollte keine Grenzen kennen, und erst recht keinen Nationalstolz.“ Offen sein für Neues: ein schöner Ansatz, der nicht nur in der Küche Früchte trägt.

Weiterlesen: Warum Wien ein Paradies für Foodies und Weinliebhaber ist

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Winter 2024/25.

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