Das sind die besten Winterdestinationen in Europa
Die wilden Partys des Jetsets, als sich ab den 1950er-Jahren eine Handvoll an Reichen und Schönen jedes Jahr am selben Ort einstellte, sind längst Legende – aber es gibt auch heute noch eine Après-Ski-Magie jenseits des Massentourismus. Das sind die besten Regionen, die Eleganz und Glamour mit einer atemberaubenden Landschaft verbinden.
20. Dezember 2024
Crans-Montana, Schweiz
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Man weiß es hier gar nicht so recht: Soll man sonnenbaden oder Ski fahren? Zum Glück lässt sich in Crans-Montana auf 140 Pistenkilometern locker beides vereinen. In der Höhenlage von 1500 bis 3000 Metern ist man inmitten einer mehr als beeindruckenden Bergwelt (inklusive Matterhorn und Montblanc); Liegestühle gehören auf der Piste zur Serienausstattung, manchmal sogar inklusive Palmen. Im „Snowpark Crans Montana“ gibt es eine „Adrenalin-Zone“, die Freerider-Herzen höherschlagen lässt – man absolviert sie besser schon vor den Schneebar-Aperitivos. Kaviar und Wodka sind aber auch sehr beliebt in einer Region, die verstärkt auf Luxus-Kundschaft setzt. Eine Hotelempfehlung ist das „Six Senses Crans-Montana“ direkt an der Piste.
Megève, Frankreich
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Fast wie früher, als Hollywoodstars, Playboys und der Geldadel selbst im tiefsten Winter mit ihren Sportwägen in die Berge fuhren: Das jährliche Oldtimer-Treffen in Megève lässt Nostalgie aufkommen – es umfasst auch einen Preis für das beste historische Outfit. Der kleine Skiort in der Nähe des Montblanc in den französischen Alpen wurde in den 1920er-Jahren von den Rothschilds als Alternative zu St. Moritz etabliert. Seinen alpinen Charme hat sich der Ort nach wie vor bewahrt, aber auch seinen luxuriösen Lebensstandard: Die Dichte an Sternerestaurants ist faszinierend hoch. Viele der Hotels überzeugen zwar mit fünf Sternen, haben ihren traditionellen Holzbaustil, der gemütlich und kuschelig ist, aber zum Glück bis heute bewahrt. Das „Lodge Park“ ist ein Luxus-Hideaway samt großzügigem Spa und atemberaubendem Pool, der den Blick auf die verschneiten Baumwipfel freigibt.
Verbier, Schweiz
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Regelmäßig wird Verbier unter den besten Skigebieten der Schweiz geführt, aber das allein macht nicht seinen besonderen Reiz aus: Das dritthöchste Skigebiet des Landes hat nicht nur die Herzen zahlreicher Promis erobert (etwa Sänger James Blunt), sondern steht auch bei Aristokraten hoch im Kurs – so wurden etwa die Königsfamilien von Dänemark und Großbritannien schon mehrmals hier gesichtet; Kronprinz Frederik und Prinz Harry kommen regelmäßig, um die fantastischen Pisten zu erkunden. Wer nicht im privaten Chalet übernachtet, um möglichst unbeobachtet seinen Urlaub zu verbringen, den sieht man im Luxushotel „W Verbier“, das auf 1530 Meter Höhe inmitten der Walliser Berge liegt. Man hat einen direkten Zugang zu mehr als 400 Kilometern an Skipisten.
Alta Badia/Corvara, Italien
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So geht Understatement: Das Hotel „La Perla“ in Corvara wirbt auf seiner Homepage damit, was es nicht hat: keinen riesigen Wellnessbereich, keinen Wein aus Australien, keinen Marmor aus Carrara. „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“, sagt Hotelier Michil Costa, den man mit seinem extravaganten Kleidungsstil (etwa Sakkos in möglichst knalligen Farben) eher im urbanen Raum vermuten würde. Er war Punk, schlug sich in London als DJ durch, kandidierte als Grüner für das Europaparlament, hat den Dalai Lama besucht; bis er ins elterliche Hotel zurückkehrte und in den 1980er-Jahren das „La Perla“-Gourmetrestaurant „La Stüa de Michil“ eröffnete, das sich seit 2002 mit einem Michelin-Stern schmücken darf. Diniert wird bei Kerzenschein in einer Südtiroler Stube aus antikem Holz. Der Weinkeller ist imposant – ideal, um die ladinischen Weine aus der Region zu verkosten.
Courchevel, Frankreich
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Böse Zungen behaupten, das Skifahren sei bloß eine Nebensache in Courchevel, obwohl man Zugang zum größten Skigebiet der Welt hat. Frankreichs Nobelskiort gilt als „St. Tropez der Alpen“; ein verschlafenes Bergdorf, das eine perfekte Kulisse für die High Society ist – obwohl Courchevel genau genommen nie ein Dorf war, sondern ab 1850 das erste am Reißbrett entstandene Skiresort Frankreichs, das auf Fünf-Sterne-Hotels und Nobelboutiquen setzt. Skischuhe neben Louboutin-Heels sind hier keine Seltenheit; wer möchte, landet im Privatjet auf dem Flughafen von Courchevel, der sogar schon zweimal der Schauplatz von James-Bond-Filmen gewesen ist. Die Dichte an Sternelokalen ist hoch, Champagner fließt in Strömen. Das „Cap Horn“ ist das älteste Bergrestaurant – und eine beliebte Partyadresse.
St. Moritz, Schweiz
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St. Moritz ist nicht sonderlich idyllisch, im Engadin findet man weitaus malerischere Orte – wer nach St. Moritz kommt, liebt entweder die fantastischen Pisten oder hat ein Faible für Luxus und Dekadenz, denen man hier besonders ausgiebig frönt. „Sehen und gesehen werden“ gilt als Motto beim legendären Snow Polo World Cup, der seit 1985 jeden Jänner stattfindet; die Dichte an Pelzmänteln und der Champagnerverbrauch sind nirgends so hoch wie bei diesem Winter-Event. Wer trotzdem Abgeschiedenheit sucht, nächtigt im Traditionshotel „Badrutt’s Palace“ mit Panoramablick auf die Engadiner Alpen. Das Label „Swiss Historic Hotels“ garantiert, dass nichts überrenoviert wurde und noch viel von der alten Eleganz der legendären Grandhotels vorhanden ist.
Lesetipp: Der Mythos um's Badrutt's Palace
Laax, Schweiz
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Wer Abenteuer sucht, ist in Laax richtig. Die Region gilt als Freestyle-Paradies und zieht auch ein junges, hippes Publikum an. Hier findet man die größte Halfpipe der Welt, eine Pro Kicker Line in olympischer Dimension und mehr als 90 Obstacles, verteilt auf fünf Snowparks. Was Snowboarder aus aller Welt begeistert, ist aber auch das rege Nachtleben: Wer neben Pistenspaß auch eine vielfältige Après-Ski-Szene sucht, der wird Laax lieben – man kann locker von einer Bar zur nächsten wechseln, das Angebot ist groß. Die „Arena Bar“ in Flims-Dorf steht für coole Musik; bei Schönwetter fängt die Party bereits um 15 Uhr an. Ein perfekter Ausgangspunkt für eine lange Nacht!
Lech, Österreich
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Seit den 1960er-Jahren ist aus dem typischen Bergbauerndorf Lech am Arlberg ein weltweit bekannter Nobelskiort geworden. Zu den bekanntesten Gästen zählte einst Lady Diana, aber auch die niederländische Königsfamilie kommt gern jeden Winter auf Besuch. Als Skigebiet ist Lech Zürs unschlagbar weitläufig und abwechslungsreich – von Familienpisten bis zu Rennstrecken für Speed-Junkies findet man alle Schwierigkeitsstufen. Auch Heliskiing wird angeboten – und es gibt mit dem „Skyspace“ einen Ort, an dem Himmel und Erde aufeinandertreffen: Wie ein Ufo wirkt der unterirdische Farb-Licht-Raum des US-Künstlers James Turrell, der inmitten der alpinen Landschaft einen Ort der Ruhe schaffen wollte. Durch eine Kuppel fällt Sonnenlicht, und bei Schlechtwetter bespielt eine künstliche Lichtinstallation dieses sehr spezielle Bergmuseum.
Gstaad, Schweiz
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Nicht nur Gunter Sachs, der wohl berühmteste Playboy aller Zeiten, hatte ein Chalet in Gstaad – trotzdem ist es dem Schweizer Alpenort bis heute gelungen, eine gewisse Entspanntheit zu bewahren; die Superreichen wissen, dass Glamour hier auf eine angenehme Bodenständigkeit und Unverfälschtheit trifft. Weltstars kommen und gehen, aber Gstaad bleibt gelassen, das macht seinen eigentlichen Charme aus. Natürlich wird Luxus zelebriert, am besten in alten Grandhotels, die wie Paläste aus einer anderen Zeit wirken. Après-Ski-Exzesse? Dafür ist sich Gstaad zu gut, man genießt stattdessen die Ruhe. Im Luxushotel „Gstaad Palace“, das 1913 seine Pforten öffnete, fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt: Man möchte sofort in Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ schmökern und ausgedehnte Winterspaziergänge unternehmen, um dann herrlich zu schlafen.
Zermatt, Schweiz
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Zermatt ist autofrei – das ist aber nur ein Highlight dieses Bergdorfs, das berühmt für seinen Blick auf das Matterhorn ist: Die Luxushotel- und Chaletdichte ist beeindruckend. Am besten reist man mit dem Glacier Express an, der zwischen St. Moritz und Zermatt verkehrt, dann bekommt man ein Gefühl für die atemberaubende Landschaft, in der man sich befindet. Geheimtipp ist Zermatt freilich keiner mehr, mittlerweile kommen auch zahlreiche Tagesgäste, die Fotos von dem idyllischen Ort machen wollen. In der Mountain Lodge „The Omnia“ bekommt man davon zum Glück wenig mit: Auf einem Felsen 45 Meter über den Dächern der Stadt gelegen kommt man nur über einen Tunnel und einen Aufzug in die Lobby; die frische Bergluft und der Ausblick auch vom Wellnessbereich sind ungemein entspannend.
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Winter 2024/25.