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Warum Cortina ein zeitloser Hotspot in den Dolomiten ist

Bekannt ist der elegante Ort in einem prachtvollen Tal in den Venetischen Dolomiten in erster Linie als Wintersport- und Jetset-Destination – doch es wäre nicht Italien, könnte man hier nicht auch ausgezeichnet essen.

16. Januar 2025


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Für Italien ist Cortina d’Ampezzo das, was das Vorarlberger Lech für Österreich, Val d’Isère für Frankreich oder Gstaad für die Schweiz ist – nämlich das exklusivste Skiresort im Land. Und zwar bereits seit 1956, als Cortina das erste Mal die Olympischen Winterspiele austrug und das damals noch verschlafene Bergdorf zu weltweiter Berühmtheit gelangte. In den Jahren darauf boomte Cortina – betuchte Venezianer, Mailänder und sogar Römer bauten Häuser und kauften Wohnungen, Mode- und Designboutiquen entstanden, Hotels und Restaurants eröffneten.

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Der Mythos der „Königin der Dolomiten“, wie man Cortina auch nennt, war geboren. Und genau wie in den anderen oben genannten Orten kommt man nicht bloß hierher, um in einem der größten Skigebiete der Alpen Ski zu fahren oder sonstige Arten des Wintersports zu betreiben – sondern man reist auch nach Cortina, um anlässlich der Passeggiata, dem Spaziergang entlang der zentralen Einkaufsstraße Corso Italia, „bella figura“ zu machen; um zu sehen und gesehen zu werden; um die neuesten Winter­mode-Trends zu präsentieren oder zu studieren; um sich in den Boutiquen mit Prada, Gucci und Co einzudecken und, natürlich, um gut zu essen und zu trinken.

Rückkehr zu Goldenen Zeiten

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Heute bereitet sich Cortina darauf vor, die glorreichsten Zeiten seiner Geschichte wieder zu erleben, indem es gemeinsam mit Mailand darauf hinarbeitet, die Olympischen Winterspiele 2026 auszurichten. Und so wird wieder allerorts investiert, gebaut, renoviert – auch neue Hotels und Restaurants sind in Planung oder haben bereits eröffnet. Unter Letztgenannten ist etwa jenes der Brüder Massimiliano und Raffaele Alajmo. Die beiden stammen aus Padua, das genau wie Cortina in der Region Venetien liegt; dort, in einem eher schmucklosen Vorort, verwandelten sie das Gasthaus der Familie, „Le Calandre“, in eines der besten Restaurants des Landes, vom Guide Michelin ausgezeichnet mit der Höchstnote von drei Sternen. Darauf folgten weitere Lokale und Restaurants, darunter in Paris und in Marrakesch, sowie das historische „Caffè Quadri“ am Markusplatz in Venedig – seit zwei Jahren sind sie nun auch in Cortina aktiv.

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„Wir kommen hierher, seit wir Kinder sind“, sagt Raffaele, der sich im Betrieb um die wirtschaftlichen Angelegenheiten kümmert. „Während der Pandemie eröffneten wir ein Pop-up, um unsere Mitarbeiter zu beschäftigen, und kamen dabei auf den Geschmack von Cortina.“ Im Jahr darauf wurden sie von einer Agentur kontaktiert, die ihnen ein alteingesessenes und legendäres Lokal namens „El Toulà“ anbot. Die Brüder nahmen die Herausforderung an und er­öffneten im Dezember 2022 das „Alajmo Cortina“.

Gelegen ist das Chalet etwas außerhalb des Zentrums, auf einer Anhöhe und mit spektakulärem Blick über den Ort und auf die Bergwelt. Die Atmosphäre ist warm und gemütlich, mit viel Holz, Fellen und bequemer Bestuhlung. Aber schließlich ist man ja in Cortina – und so gibt es zudem ­einen Kaviar- und einen Champagner-Kühlschrank sowie Bilder und Modelle von schicken Booten und schnellen ­Autos.

© Chantal Arnts

„Vom kulinarischen Standpunkt hat es mich stark gereizt, eine Verbindung zur Welt der Berge herzustellen“, sagt Massimiliano, der kochende der beiden Alajmo-Brüder, „eine Fülle an außergewöhnlichen Zutaten und Aromen zu entdecken und zu erforschen, dabei aber in unserer Region Venetien zu bleiben, die ja auch stark vom Meer und von der Lagune geprägt ist.“ Und so ist die Küche von Mattia Barni, Küchenchef im „Alajmo Cortina“, gewissermaßen eine durch und durch venetische, geprägt von der Lage und der natürlichen Vielfalt der Region zwischen Alpen und Adria und mit dem zum Ort passenden „Cortina-Touch“ – wie etwa im Fall von Knochenmark mit Kaviar und Cham­pagner-Risotto, dem Damhirsch alla Rossini oder den ­frittierten Scampi mit Thymianpulver, Selleriesaft, wil­dem Fenchel und Fichtentrieben.

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Deutlich bodenständiger beziehungsweise spartanischer gehen Riccardo Gaspari und Ludovica Rubbini an die Sache heran. Ihr Restaurant „SanBrite“ liegt gleichfalls etwas außerhalb des Ortskerns und ist ein Haus im traditionellen Dolomiten-Stil, mit einem Fundament aus Stein und hervorstehendem Obergeschoss aus Holz. Einrichtung und Materialien stammen von lokalen Handwerkern.

Gaspari, gelernter Tischler und Skilehrer, half seinem Vater am Bauernhof, bevor er den Agriturismo „El Brite de Larieto“ der Familie übernahm und im Jahr 2017 das Restaurant gründete. Bis heute stammen etliche Zutaten aus eigener Produktion, allen voran die gehaltvolle Almmilch der hauseigenen Kühe und Ziegen; oder auch die exzellente Butter und gleich mehrere Käsesorten. Die Küche im „SanBrite“ ist gleichermaßen geprägt von der umliegenden Natur der Berge wie von der Inspiration des Küchenchefs: Stimmig und restlos überzeugend geraten Gerichte wie marinierter Saibling mit Linsen, Forelle mit Liebstöckelessenz, hausgemachte Pasta mit Tannenöl sowie die in Milch gekochte Schweine-Pancetta oder die Gnocchi mit gereiftem Käse, Quark und Schnittlauch.

Rundumblick auf die Berge

© Giuseppe Ghedina

Noch um einiges höher, nämlich auf über 2000 Meter Höhe, kurz vor dem Gebirgspass Passo di Giau, liegt das Restaurant „Da Aurelio“, das Aurelio und Fernanda Dariz bereits im Jahr 1970 eröffneten. 1996 übernahm deren Sohn Luigi, genannt Gigi, und wandte seine anderswo in Italien und im Ausland gemachten Erfahrungen an, um die lokale Küche seiner Eltern mit viel Inspiration und einem Touch Kreati­vität neu zu interpretieren. Und so sitzt man in geradezu schwindelerregender Höhe in einem hellen Holzbau mit weitläufigen Fensterfronten, die einen je nach Wetterlage vor Schneetreiben und Kälte beschützen oder aber das Sonnenlicht den Raum fluten lassen und einen Rundumblick auf die Berge und den glitzernden Schnee freigeben.

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Zu den Herzstücken der Küche zählen hier ­et­liche Wildkräuter, die in den vergleichsweise sonnigen Dolomiten in Hülle und Fülle gedeihen. Sie werden vom Küchenchef und seiner Mannschaft gesammelt und zu gleichermaßen ele­ganten wie intensiv-aromatischen Gerichten verarbeitet; wie etwa in einem der ikonischen Gerichte des Hauses, dem karamellisierten Rebhuhn mit Waldbeerenessig, Wirsing und Polenta. Deutlicher Einfluss der skandinavischen Schule zeigt sich indessen bei Desserts wie der Panna cotta mit Almheu, Preiselbeer-Coulis und Bergflechten. Um das Erlebnis perfekt zu machen, bietet der Weinkeller des Restaurants eine Auswahl von über 600 Etiketten.

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Alles in allem kann man getrost behaupten, dass ­Cortina d’Ampezzo bereits jetzt zu den Skiorten mit dem spannendsten Kulinarik- und Gastronomieangebot im gesamten Alpen­raum zählt. Dennoch glauben die Alajmo-Brüder, dass sich bis zu den Olympischen Spielen im kommenden Winter noch einiges tun wird: „Wir erwarten, dass Cortina dank der Spiele eine aufregende Erneuerung und Modernisierung erleben wird, gewissermaßen ein Upgrade der bestehenden Gastronomie, um den aktuellen Ansprüchen der Gäste aus dem In- und Ausland gerecht zu werden“, sagt ­Massimiliano Alajmo. Und sein Bruder Raffaele ergänzt: „Sodass Cortina d’Ampezzo wieder mit den besten und exklusivsten Skiorten in der Schweiz, in Frankreich und im gesamten Alpenraum mithalten kann.“ Selbst wenn das, wie viele Experten meinen, sowieso längst der Fall ist.

Weiterlesen: Diese 3 Gourmet-Restaurants in den Dolomiten sind eine Reise wert

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Winter 2024/25.

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