Familie Pariente: Das neue Savoir-Vivre
Renommierte Designer, mondäne Plätze, diskreter Service: Die Hotels der Familie Pariente gehören zu den spannendsten in Frankreich.
25. September 2024
Die Zimmer des „Crillon Le Brave“ überblicken Wein-berge und Olivenhaine. © Mr. Tripper
Vor etwas mehr als zehn Jahren reihte sich still und unprätentiös ein ultraluxuriöses Refugium in den alpinen Nobelskiort Courchevel ein: Das „L’Apogée“ liegt direkt an der Piste, hat einen atemberaubenden Blick ins Tal, zwei erstklassige Restaurants und ein Spa für müde Muskeln. Das Haus ist eines von wenigen in Frankreich, die sich mit der prestigeträchtigen Auszeichnung „Palace“ schmücken darf. Betrieben wird es von Oetker Collection, gehört also zu einer Familie mit Schwergewichten wie dem „Hotel du Cap-Eden-Roc“ in Antibes oder dem „Le Bristol“ in Paris. Doch kaum jemand kannte den Mann hinter dem Hotel: Patrick Pariente.
Vom Modemacher zum Hotelier
© Vincent Leroux
In der Mode ist Pariente kein Unbekannter. 1973 gründete er mit seinem Bruder das Label Naf Naf, das bald zum Liebling stilsicherer Pariserinnen avancierte. Als er 2007 seine Anteile verkaufte, wechselte er ins Immobiliengeschäft – und fand das Grundstück in Courchevel. Die Erfahrung mit dem „L’Apogée“ ermutigte ihn, auch operativ ins Hotelgeschäft einzusteigen. Mit den „Maisons Pariente“ bauten der Unternehmer und seine beiden Töchter in den letzten sechs Jahren eine erlesene Hotelkollektion auf, deren Häuser zu den spannendsten (und schönsten) in Frankreichs Urlaubsregionen zählen.
Einen der besten Ausblicke Südfrankreichs bietet das „Crillon Le Brave“ in der gleichnamigen Gemeinde, eine halbe Stunde vor Avignon. © beigestellt
Zuerst kaufte die Familie das „Crillon Le Brave“ in der Provence, eine Reihe steinerner Häuser in den Ausläufern des Mont Ventoux. Dann brachte sie dem „Lou Pinet“ in Saint-Tropez den Riviera-Glamour der 1950er- und 1960er-Jahre zurück, fernab vom Bling-Bling der Küstenstadt. Noch im selben Jahr errichteten sie das „Le Coucou“, ein warmes und unaufgeregtes Ski-in/Ski-out-Hotel im Schatten der schneebedeckten Gipfel Méribels. Neu seit 2023 ist das „Le Grand Mazarin“ in Paris, mitsamt dem Restaurant „Boubalé“ von Sternekoch Assaf Granit. „Die gehackte Leber ist mein Leibgericht“, sagt Leslie Kouhana, die Tochter von Patrick Pariente.
Das „Grand Mazarin“ im Pariser Viertel Marais ist so eklektisch wie die Gegend, in der es liegt. © beigestellt
„Sie erinnert mich an das Essen bei meiner Großmutter.“ Kouhana begann ihre Karriere bei einem internationalen Immobilienkonzern, ihre Schwester Kimberley Cohen studierte Modeproduktion in Los Angeles. „Die Arbeit als Familie ist eine Kunst. Jeder muss seinen Platz finden“, sagt Kouhana. Während Patrick Pariente hauptsächlich neue Häuser entwickelt, kümmert sich Kouhana um den Aufbau der Teams und den Betrieb der Häuser. „Kimberley hat ein ausgeprägtes künstlerisches Gespür“, sagt Kouhana. Cohen kümmert sich um die Ausstattung, bis zu den kleinen Details, die die Häuser spürbar anders machen.
Der Pool im „Le Coucou“ in Méribel ist schlicht, aber schön. © Hotel le Coucou
In einer Welt, in der alles immer gleicher aussieht, setzt die Familie auf starke Solitäre. Auch dank der Hilfe renommierter Designer wie Pierre Yovanovitch, Charles Zana oder Martin Brudnizki. Und auch Pariente und seine Töchter legen selbst Hand an: Als in den Zimmern des „Coucou“ kurz vor der Eröffnung noch die Möbel fehlten, weil die Aufzüge nicht funktionierten, schleppte Pariente die Sessel, Sofas und Betten kurzerhand selbst durchs Treppenhaus.
Martin Brudnizki zeichnet für das Design im „Grand Mazarin“ verantwortlich. © beigestellt
Diese Hands-on-Mentalität des Vater-Töchter-Trios ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Maisons Pariente. Kein Chichi, erstklassiger Service, familiäre Atmosphäre, bloß nicht zu steif: „Die Hotels sollen sich gut anfühlen“, sagt Kouhana, „so, wie wir selbst gern Urlaub machen würden.“ Trotz der gemeinsamen DNA erzählt jedes Haus seine eigene Geschichte, ein eigenes Je-ne-sais-quoi. Und weitere Eröffnungen stehen bevor; 2027 auch dort, wo alles begann: In Courchevel hat Pariente jüngst das Fünf-Sterne-Haus „Saint Roch“ erworben.
Das Hotel „Lou Pinet“. © beigestellt
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Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Sommer 2024.