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© Adam Birkan
DestinationsPortrait

Kreative Neugier: Bill Bensley im Porträt

Er hat Luxushäuser, etwa von Four Seasons und Rosewood, ausgestattet und zahlreiche Architekturpreise gewonnen. Doch diese Lorbeeren sind für Bill Bensley mehr Motivation zu neuen Höhenflügen als gemütliches Ruhebett.

18. Juni 2022


Bill Bensley in eine Schublade stecken zu wollen ist ein Ding der Unmöglichkeit – der sympathische Innenarchitekt ist zu bunt, zu vielseitig und zu ausdrucksstark dafür. Mehr als 200 Hotelprojekte auf der ganzen Welt hat er bereits gestaltet, darunter für namhafte Marken wie Rosewood, Four Seasons, Oberoi und MGallery. Immer im Fokus hat er dabei den Umweltschutz. Mit seiner „Bensley Collection“ geht der gefeierte US-Amerikaner nun einen noch konsequenteren Weg der Nachhaltigkeit. Denn das, so ist er sicher, ist die Zukunft des Reisens. „Unsere beste Arbeit liegt noch vor uns“, versichert Bensley. Seine Vision? Ein Hotel, das zu 100 Prozent aus recycelten Materialien besteht. Und er wäre bereit, diese Herausforderung anzunehmen.

Style meets Nachhaltigkeit: Bill Bensley zeichnet für zahlreiche Luxushäuser verantwortlich. © Bensley

Mister Bensley, jedes Ihrer Projekte ist herausragend. Wie gehen Sie an die Planung eines neuen Hotels heran?
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass das Entwerfen eines Hotels mit der Produktion eines Hollywoodfilms vergleichbar ist, denn sowohl Hotels als auch Filme brauchen eine überzeugende Story und sind ohne diese oft schon am Premierenabend dem Untergang geweiht. Für eine wunderbare Premiere entwickeln wir eine einzigartige DNA, die alles beeinflusst – die Architektur des Hauses genauso wie das Design der Teelöffel. Das ist der Schlüssel zum Erfolg!

Was sind die größten Herausforderungen beim Gestalten eines neuen Resorts?
Das hängt vom Projekt ab. Eine meiner Lieblingsherausforderungen war es, einen Weg zu finden, alle 856 Kokosnussbäume im „Four Seasons Koh Samui“ zu erhalten. Anderenfalls hätten das Terrain abrutschen und die Entwässerungsmuster zerstört werden können. Dafür haben wir 70 kleine Villen in und über die Bäume gesetzt.

Shinta Mani Wild: Ein Teil des Übernachtungspreises für das kambodschanische Hotel fließt in den Schutz der Wildtiere. © Shinta Mani Wild

Wie würden Sie Ihre Interior Designs beschreiben?
Im Laufe der Jahre habe ich mich zu einem überzeugten Maximalisten entwickelt – ich sehne mich nach einer Schicht Skurrilität und Farbe nach der anderen; je mehr, desto besser! Ich bin ein Feind von leeren Flächen und liebe es, Seltsames zu inszenieren. Ich bin ein Fan davon, Räume im Innen- und Außenbereich zu erschaffen, in denen man sich Zeit nehmen muss, sie bis ins Detail zu erkunden. Ein erfolgreiches, wirklich interessantes Hotel ist eines, in dem man Tage verbringen kann, ohne es jemals vollständig zu entdecken.

Für mich gibt es nichts Langweiligeres als einen weißen Kasten mit weißen Möbeln. Stattdessen verwende ich jede Schattierung des Regenbogens; jede einzelne davon kann zur Lieblingsfarbe werden, wenn sie gut eingesetzt wird. Bei Auftragsprojekten versuche ich immer, mich nicht auf einen bestimmten ästhetischen Stil festzulegen. Unsere Kunden müssen an erster Stelle stehen, und sie wollen natürlich, dass ihr Design einzigartig ist.

Was denken Sie, wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Reisende geworden?
Immer mehr Menschen wollen an Orten übernachten, die ihren Teil dazu beitragen, uns vor einer Klimakatastrophe zu bewahren. Vorbei sind die Zeiten, in denen Reisende Greenwashing – mit kleinen Kärtchen im Zimmer mit der Aufforderung, das Handtuch wiederzuverwenden – hinnehmen mussten: Verbraucher erwarten und fordern inzwischen mehr. Denn sie wissen, sie haben die Macht, Unternehmen und ihre Handlungen zu beeinflussen. Zur Nachhaltigkeit gehören für mich auch einfache Ideen wie Upcycling, die Nutzung von natürlichem Licht, eine intelligente Gebäudeausrichtung und die Nutzung von Solarenergie.

MGallery Hotel de La Coupole: Für das Boutiquehotel in Vietnam ließ sich Bensley von der französischen Haute Couture der 1920er inspirieren. © MGallery Sapa

Wie wichtig ist Ihnen Luxus auf Reisen?
Ich bin kein Fan von Hotels, die mit Unmengen von Blumen und hochfädigen Bettlaken ausgestattet sind, aber gleichzeitig völlig rückgratlos handeln, wenn es um den Umweltschutz geht. Genauso wie viele andere Weltenbummler suche ich vor allem nach Erlebnissen.

Welche Art von Erlebnissen sollte das idealerweise sein?
Die unglaubliche Resonanz auf unser „Shinta Mani Wild“- Resort in Kambodscha sagt alles. Die Gäste wollen auf Instagram über das einzigartige Zeltcamp im Wald posten, in dessen Hauptquartier man nur über eine 500 Meter lange Seilrutsche gelangt, die über einen tosenden Wasserfall führt. Das ist die Art von Reisen, um die es mir geht. Materieller Luxus ist etwas für die alte Garde.

MGallery Hotel de la Coupole: Im Herzen von Sa Pa in Vietnam treffen glamouröses Design, Indochina-Nostalgie und der bunte Stil indigener Bergvölker aufeinander. © MGallery Sapa

Bill Bensley 

Biographie

Bill Bensley wurde 1959 in Kalifornien geboren. Der Harvard-Absolvent ist Landschaftsarchitekt, Interior-Designer und Chef des Designstudios Bensley mit Sitz in Bali und Bangkok.

Ehrungen

Für seine Arbeiten erhielt er renommierte Prämierungen; so bekam er unter anderem den World Travel Award für seine „Outstanding Contribution“. Architectural Digest bezeichnete Bensley als „Pionier des nachhaltigen Hoteldesigns“, der den „Wandel hin zur Nachhaltigkeit vorweggenommen hat“.

Interessen

Als Ausgleich zu seiner Arbeit joggt Bensley mit seinen Jack-Russell-Terriern und malt. Seine erste Kunstausstellung fand vor Kurzem in Bangkok statt.

Nächstes Projekt

Das „Intercontinental Khao Yai National Park“ in Thailand ist das bisher größte Upcyclingprojekt der Bensley-Gruppe. Die Suiten des Resorts entstanden aus ausrangierten Eisenbahnwaggons.

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Frühling 2022.

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