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Lanzarote: Nicht von dieser Welt

Lanzarote ist das vulkanschwarze Schaf der Kanaren: lavahart und außerplanetarisch. Nirgendwo sonst zieht die Natur so ihre Register, um den Menschen an der Weltwerdung teilhaben zu lassen.

23. Mai 2024


Lanzarote

© Mauritius Images

Die Bestsellerautorin Juli Zeh hat einmal geschrieben, dass manche Menschen Lanzarote hassen, während es andere abgöttisch lieben. Sie selbst gehört zu den eingeschworenen Fans der kanarischen Insel vor der Westküste Marokkos. Zeh selbst hat dort bereits einige Winter lieber unter der Sonne verbracht und das zerklüftete Eiland in einem Roman verewigt. Seiner besonderen Natur ist es vermutlich zu verdanken, dass Lanzarote polarisiert. Die 845 Quadratkilometer große Insel (etwa doppelt so groß wie Wien) hat keine schneeweißen Sandstrände, keine üppige ­Vegetation, sondern besteht zum großen Teil aus ­schwarzem Lavagestein. Strandurlauber dürfen keine Malediven-Imitation unter europäischer Flagge erwarten, Liebhaber karger Vulkanlandschaften schwärmen hingegen von einer einzigartigen Energie.

© Christopher Rose / Alamy Stock Photo

Dass diese überhaupt einem großen Publikum bekannt wurde, ist auch César Manrique geschuldet. Der spanische Maler und Bildhauer erlebte in der Franco-Ära den Madrider Snobismus gegenüber seiner lanza­rotischen Heimat. Trotz seiner Erfolge in New Yorker Galerien hielten ihn viele Zeitgenossen für einen ausgemachten Hinterwäldler.

Kunstraum und Naturschutz

© Jeziel Martín

Manrique formte Lanzarote wie kein anderer Künstler vor ihm eine Insel, er machte daraus eine Art Freilichtmuseum. Aus einer natürlichen Grotte an der Nord­spitze schuf er einen Kunstraum in einem Vulkantunnel (Jameos del Agua); er errichtete abstrakte Skulpturen, die an den katalanischen Großmeister Joan Miró erinnern; gestaltete das Vulkanrestaurant „El Diablo“ mit einem heißen Erdloch als Ofen und kämpfte für den Naturschutz. Bereits vor der Modelösung Nachhaltigkeit setzte er sich für ein Verbot von Hotelburgen ein, weil sie die ästhetische Harmonie der Landschaft zerstören würden. „Ich bin in diesem Land der Vulkane selbst ein Vulkan“, soll er einmal gesagt haben.

© Cecilia Diaz

Das Wohnhaus des 1992 verstorbenen Künstlers ist heute als Museum zugänglich. Die Fundación César Manrique liegt nicht an einem beschaulichen Küstenabschnitt, sondern wurde im Landesinneren über einem erkalteten Lavastrom erbaut. Draußen schwarzes Mondgestein, drinnen grüne Hecken – dieser Gegensatz ist typisch für die Insel. Man trotzt der Natur einen Garten ab, schaut gerne aufs Meer, badet jedoch lieber im eigenen Swimmingpool (was wegen mancher Brandung auch sicherer ist) – und genießt die Einsamkeit. Diese Abgeschiedenheit berührt viele Menschen, die es auf die Insel verschlägt. Westlich der Inselhauptstadt Arrecife lebte der portugiesische Literatur-Nobelpreisträger José Saramago („Die Stadt der Blinden“) für beinahe zwei Jahrzehnte: In Tiás besuchten ihn Susan Sontag und Pedro Almodóvar. Klingelte ein Fremder an der Tür, bat ihn der Großschriftsteller hinein und trank mit ihm eine Tasse Kaffee.

© Mauritius images / Alamy Stock Photos / Carl DeAbreu

Rita Hayworth und Omar Sharif kamen auf die Insel, um ihre Ruhe vor dem Hollywood-Trubel zu haben – in Zeiten vor Instagram und Travel-Blogs war jenseits der Strände kein Massenandrang zu befürchten. Lanzarote war und ist die schwarze Schwester des roten Teneriffa, die Felsopposition zur Dünenidylle von Gran Canaria, eine Weltwerdungskulisse, in die Einheimische blendend weiße Quader hineingewürfelt haben, um in ihnen zu wohnen.

Faszination des Sonderbaren

© beigestellt

Heute fasziniert die Flachlandüberdrüssigen eben dieses Sonderbare, Fremdplanetarische, das Lanzarote ausstrahlt; dieser Brocken im Atlantik, der seine Existenz einem heftigen Aufeinandertreffen tektonischer Platten verdankt. Rund 15 Millionen Jahre ist das her, und noch immer klafft die Wunde. Gelegentlich zischt und brodelt es aus dem Boden, über die Jahrhunderte formten Vulkanausbrüche die Insel stetig. Eine Poesie der Zerstörung liegt über ihr, als hätten epische Schlachten zwischen Göttern hier stattgefunden – Filme wie „Zorn der Titanen“ wurden nicht ohne Grund vor Ort gedreht.

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Lanzarote ruht nie. Auf ihre Besucher färbt diese Unrast ab, sie aktivieren Energieressourcen, wenn sie hierherkommen. Sie surfen an der Playa de Famara, wandern zur Caldera Blanca, dem größten Krater der Insel, erkunden per Mountainbike den Timanfaya-­Nationalpark, tauchen zu den Statuen des Unterwassermuseums an der Playa Blanca oder baden in der irreal grünen Lagune El Golfo.

© mauritius images / Alamy Stock Photos / Ian Dagnall Commercial Collection

In den vergangenen Jahren glichen sich die Unterkünfte an dieses Panorama des Unerschöpflichen an. Im „Buenavista Lanzarote“ schauen die Gäste auf eine Breitwandtotale der Steinwüste, als könnte ein Hotel mit klaren Linien die Kraft der Vulkane bannen. Im hübschen Örtchen Teguise schlafen Reisende in der „Casa de las Flores“ in fünf sorgfältig renovierten Zimmern eines Stadthauses – und in den „Alava Suites“ dominieren knallharte Kontraste und minimalistisches Design. Dazwischen versichern Farbtupfer den Gästen immer wieder, dass sie nicht in einem Endlos-Schwarz-Weiß-Film in 3D gelandet sind: Kräftige grüne Kakteen recken ihre stacheligen Köpfe in den azurblauen Himmel, roter Wein fließt aus bunten Krügen, terrakottafarbene Fliesen führen auf blendend helle Terrassen.

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Die krönende Dosis Wohlbefinden holen sich Locals und Fremde jeden Abend in einem der unzähligen Restaurants. Frischer Fisch ergießt sich auf die Teller, Pulpo steht bereit, dazu nimmt man einen Schluck inseleigenen Weins. Ein Malvasia Volcánica vielleicht? Auf der Zunge polarisiert dabei nichts mehr, das Urteil fällt eindeutig aus: So schmeckt das Leben. 

©  Ana Lui for Cesar Lanzarote

Mehr lesen: Sind das die schönsten Adressen in Lanzarote?

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Frühling 2024.

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