Istrien
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Köstliches Istrien: Ist das die aufregendste Kulinarik-Destination Europas?

Die nahe gelegene Adria-Halbinsel ist eine der aufregendsten kulinarischen Destinationen Europas – und das ganzjährig. Von Scampi bis Trüffel, vom bodenständigen Agriturismo bis zum eleganten Spitzenrestaurant, die istrische Küche kann sowohl auf exzellente lokale Zutaten als auch auf ein reichhaltiges multikulturelles Erbe zurückgreifen.

28. August 2023


Isrien

Jakobsmuscheln aus lokalem Fang und vom Grill in der fantastischen „Konoba Astarea“ in Brtonigla. © Günter Standl

Die Frage, ob sie auch den Wein selbst mache, kostet Sandra Toncic ein mildes Lächeln. „Hier machen wir alles selbst“, sagt die Bäuerin und Wirtin, „mit einer Ausnahme – dem Wasser!“ Gemeinsam mit ihrem Mann Sandro und ihrer Schwägerin Orieta leitet Toncic einen Agriturismo im kroatischen Ort Zrenj, nahe der slowenischen Grenze. Der Ausblick ist gewaltig, die Küche bodenständig und exzellent zugleich. Es gibt Braten von hauseigenen Lämmern, Salate und Gemüse aus dem Garten. Aber auch selbst gesammelte Trüffeln und einen luftgetrockneten Prsut (Prosciutto), um den sich ganz Istrien reißt.

Istrien

In vielen Gemeinden Istriens – wie hier im Bergdorf Labin – verzaubern verwinkelte Gassen und bunte Häuser. © Alexandra Smielova

„Toncics Prsut ist einfach der beste, aber leider nur sehr schwer zu bekommen“, sagt Mladen Rozanic, während er mit einem langen Messer einige Scheiben des begehrten Schinkens absäbelt. Vor wenigen Jahren erwarb der Winzer eine denkmalgeschützte ehemalige Gemeinschaftskellerei am Fuße des pittoresken Bergdorfs Motovun, ließ sie renovieren und umbauen und eröffnete ein exklusives Boutiquehotel mit Restaurant und angeschlossenem Weingut – das erste echte Weinresort in ganz Istrien, wie Rozanic betont haben will. Tatsächlich beeindruckt die Anlage mit spektakulärem Ausblick, individuell gestalteten Zimmern, Infinitypool und erstklassig ausgestatteter Küche inklusive Fleischreifeschrank und eigener Rotisserie. Das Ganze über der modernen Kellerei, die sich mehrere Stockwerke tief in die Erde gräbt.

Blick über Hügel und Olivenbäume

Istrien

Schaukelnde Boote vor Opatija, dem ehemaligen Seebad der Habsburger. © Alexandra Smielova

Nur wenige Autominuten weiter liegt das „San Canzian Hotel“, ein ehemaliger Weiler, der zu einem komfortablen Landhotel umgebaut wurde. Man sitzt im modernen Speisesaal oder auf der Terrasse des Restaurants „Luciano“ – mit Blick über die Olivenbäume bis zur Adria. Der junge Küchenchef Pavo Klaric verarbeitet in erster Linie lokale Produkte zu leichten und unprätentiösen Gerichten, die nach Mittelmeer und Italien duften, zugleich aber auch eine persönliche Note enthalten. „Zumindest zu einem Drittel soll meine Küche Vertrautheit und nicht Kreativität vermitteln“, sagt der gebürtige Zagreber und serviert etwa eine hausgemachte Pasta mit Scampi aus der nahen Kvarner Bucht, getrockneten Tomaten und Kapern, die diesen Anspruch gekonnt erfüllt.

Mediterranes in der alten Schule

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Meeresfrüchte in Hülle und Fülle bietet die Adria-Halbinsel – dazu Malvasia-Wein und danach einen Grappa. © Mauritius Images

Gleichfalls auf Bodenständigkeit setzt das elegante, erst im Vorjahr eröffnete Restaurant „Stara Skola“ („alte Schule“), das gleich in der Nähe des „Luciano“ liegt. Auch Küchenchefin Priska Thuring kocht durchwegs mediterrane Kost. Einiges wird selbst gesammelt, vieles kommt aus dem hauseigenen biologischen Gemüsegarten, manches aus der nahen Adria. Serviert wird alles „Family Style“, also in mehr oder weniger großen Schüsseln, die gleichzeitig auf den Tisch kommen und aus denen man sich bedient, was für familiäre Atmosphäre und gesteigerte Geselligkeit sorgt.

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Einfache, von den Jahreszeiten geprägte Mittelmeerküche bietet das Restaurant „Luciano“ im Hoteldorf „San Canzian“. © Günter Standl

Fisch, Muscheln und Krustentiere sind naturgemäß ein Thema – nicht nur in den von Touristen bevölkerten Restaurants an der Küste. Auch die „Konoba Astarea“ (Konoba heißt Gasthaus) wenige Kilometer landeinwärts ist auf Meeresfrüchte spezialisiert. Diese werden dort vornehmlich in der Peka zubereitet – eine metallene Glocke, unter die das Grillgut gelegt wird und die im offenen Feuer stehend mit Glut bedeckt wird. Kaum jemand beherrscht diese Technik so gut wie die Familie Kernjus, die hier frischeste Goldbrassen, Steinbutte oder Jakobsmuscheln perfekt garen.

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Im „Stara Skola“serviert man „Family Style“ – alle Gerichte eines Gangs kommen gleichzeitig auf den Tisch. © Günter Standl

Aber natürlich zählt zu den Höhepunkten eines Istrien-Aufenthalts auch ein Abendessen mit Meerblick. Einen solchen bietet das elegante „Cap Aureo“, untergebracht im imposanten Luxushotel „Grand Park“ in der Hafenstadt Rovinj. Außer aufs Meer schaut man hier auch auf schaukelnde Fischerboote und die bezaubernde Altstadt mit ihrem dominanten Kirchturm. Küchenchef Jeffrey Vella stammt zwar aus Malta, lebt und kocht aber schon seit Jahren in Istrien und gilt als Experte im Umgang mit lokalen Zutaten. Diese verarbeitet er mit viel Können und Kreativität zu eindrucksvollen, bisweilen spektakulären Gerichten. Darunter etwa die bereits legendären Calamari, als „Pasta al Cacio e Pepe“, also mit frischem Pfeffer und Käse.

Tische am Felsen, direkt am Wasser

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Mediterrane Stimmung mit Ausblick – die Terrasse des im Vorjahr eröffneten Restaurants „Stara Skola“ nahe Buje. © Günter Standl

Noch näher am Meer isst man im Restaurant „Puntulina“, das mitten in der Altstadt von Rovinj liegt, mit Tischen auf Felsen direkt am Wasser. Man lauscht der Gischt und bestellt Klassiker wie Oktopussalat, Tintenfisch mit Polenta oder eine Auswahl (je nach Jahreszeit und Fangglück) aus rohen Scampi, Tatar vom Thunfisch und Carpaccio von der Goldbrasse. Näher kann man dem Meer – auch kulinarisch – kaum kommen. Aber mit großartigen Lebensmitteln gesegnet ist in Istrien eben nicht nur die See, sondern auch das bewaldete Innere der Halbinsel, dessen bekanntester Schatz wohl die Trüffel ist. Von ihr gibt es hier gleich vier Sorten, sodass man sie nahezu das ganze Jahr essen kann. Wenngleich die weiße Trüffel, die nur von Mitte Oktober bis Anfang Januar vorkommt, aromatisch freilich die spannendste und intensivste ist.

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Von der Schweiz über Kanada ans Mittelmeer: Starköchin Priska Thuring vom Restaurant „Stara Skola“. © Günter Standl

Idealer Ort für Pasta und Rührei mit Trüffel ist die gutbürgerliche „Konoba Malo Selo“ („kleines Dorf“), hoch oben auf einem Hügel im Landesinneren und mit Rundumblick auf die istrische Landschaft. Im Sommer sitzt man auf der Terrasse und unter einer Pergola, im Winter im Gastraum mit dem offenen Kamin, in dem auch Fleisch gegrillt wird – einer von vielen Orten in Istrien, an dem einem noch einmal bewusst wird, mit welchem kulinarischem Reichtum dieser Landstrich gesegnet ist, und zwar zu jeder Jahreszeit. 

Restaurant-Tipps

Agroturizam Toncic

Cabarnica 42, Zrenj, 52428 Oprtalj, Kroatien
Tel.: +30 22890 22440
Web: agroturizam-toncic.com.hr

Roxanich Winery and Design Hotel 

Kanal 30, 52424 Motovun, Kroatien
Tel.: +385 52 205 700
Web: roxanich.com

San Canzian Village & Hotel

Muzolini donji 7, 52460 Buje, Kroatien
Tel.: +385 52 853 897
Web: san-canzian.hr

Konoba Malo Selo

Fratrija 1, Kaldanija, 52460 Buje, Kroatien
Tel.: +385 52 777 332

Cap Aureo Signature Restaurant

Smareglijeva ulica 1A, 52210 Rovinj, Kroatien
Tel.: +385 52 642 035
Web: maistra.com

Puntulina

Ul. Sv. Kriza 38, 52210 Rovinj, Kroatien
Tel.: +385 52 813 186
Web: puntulina.eu

Restaurant Stara Skola

Krasica 35, Krasica, 52460 Buje, Kroatien
Tel.: +385 52 770 870
Web: staraskola.hr

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Sommer 2023.

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