Bootcamps – Challenge Accepted
Körperlich an die Grenzen gehen, bis zur völligen Verausgabung, und das im Urlaub? Luxus-Bootcamps liegen im Trend, und das nicht nur, weil man so richtig schön ins Schwitzen kommt: Trainieren in der Gruppe motiviert, gemeinsames bewusstes Essen verbindet – und die Ergebnisse können sich auch sehen lassen.
29. November 2023
© beigestellt
Sie robben durch Schlamm, machen Liegestütze, bis die Arme schmerzen, klettern Seile auf Zeitdruck hoch. Go hard – or go home! Ursprünglich steht der Begriff Bootcamp für die militärische Grundausbildung von Rekruten – „Boot“ bezieht sich auf die schweren Stiefel, die zur Uniform gehören. Viele der praktizierten Übungen, aus denen später der Trendsport CrossFit hervorging, erinnern aber auch an das Zirkeltraining aus der Schulzeit.
© beigestellt
Anfang der 1980er-Jahre in den USA entstanden, machte Crossfit, „das härteste Work-out der Welt“, in den frühen 2000er-Jahre bei uns von sich reden – für alle, die körperlich an Grenzen gehen und nicht nur ein bisschen Sport machen wollten. Im Grunde geht es aber vor allem darum, sich gemeinsam mit anderen Teilnehmern zu bewegen und Spaß zu haben. Niemand sollte mehr alleine an Geräten schuften müssen. CrossFit-Studios wurden auch deshalb zu einem Lifestyletrend, weil sie das sportliche Miteinander zelebrieren. Die Bootcamps der Stunde gehen noch einen Schritt weiter. Sie ermöglichen ein gemeinsames, aber dennoch maßgeschneidertes Training an Traumlocations und mit allen Annehmlichkeiten eines Luxusresorts.
Maßgeschneidertes Training
© beigestellt
Mit einfachen, aber effektiven Übungen gegen den inneren Schweinehund ankämpfen – wo könnte man das besser als im Urlaub? Mittlerweile gibt es für jeden ein Angebot: Yoga-Bootcamps, Manager-Bootcamps, ein Camp für die Bikinifigur, eines für den perfekten Bizeps. Bridal-Bootcamps wenden sich an angehende Bräute, die pünktlich zur Hochzeit ihre Traumfigur haben wollen. Aber es gibt auch noch die klassischen Military-Style-Bootcamps, in denen mit Drill gespielt wird. Berühmt ist etwa das „GI Jane Bootcamp“ in England, das sich an Frauen wendet, die fit werden und ihre mentale Stärke trainieren möchten. Das Programm ist straff: Der Tag beginnt um 05:30 Uhr und endet um 18:15 Uhr mit Dinner und einer Massage. Bettruhe ist um 20 Uhr, schließlich geht es anderntags mit denselben fordernden Übungen weiter. Drei bis 14 Tage dauert der GI-Urlaub, bei dem einem nichts geschenkt wird. Frische Luft ist garantiert, es wird meist draußen trainiert.
© beigestellt
In der Grafschaft Kent, in der das Bootcamp stattfindet, regnet es oft – Ausreden, deshalb nicht mitzumachen, gelten natürlich nicht. Aber was macht den Reiz eines Bootcamp-Urlaubs wirklich aus? Im Alltag schafft man es selten, so viel Sport unterzubringen, wie man vielleicht möchte. Man macht moderate Einheiten, schließlich kann man nicht dauernd mit Muskelkater zur Arbeit gehen. Im Bootcamp sind die ersten Tage hart, aber der Körper gewöhnt sich schnell daran, aktiv zu sein. Man wird richtiggehend süchtig nach Bewegung. Und nicht zuletzt: Man leidet, lacht und relaxt zusammen. All das verbindet, schafft Freundschaften, die manchmal sogar über den Urlaub hinaus reichen.
© beigestellt
Früher sprach man von Sporthotels, die jede Menge Fitnessangebote im Programm hatten, wo man Tennis spielen, schwimmen und laufen konnte. Luxus-Bootcamps von heute denken weiter. Es geht hier um Rundumbetreuung – vom Personal Trainer über gesundes Essen bis hin zu einem Wellnessangebot, das dem Körper hilft, Stress abzubauen und die Muskeln zu entspannen. Es empfiehlt sich aber, bereits vorher die Trainingsliste genau zu studieren – bei seriösen Anbietern gibt es Eventtage zum Reinschnuppern. Und man sollte die eigene Fitness richtig einschätzen – wer sich überfordert, riskiert Verletzungen und bremst die Gruppe, auch das kann frustrierend sein. Selbst wenn man sehr sportlich ist, schadet es nicht, vorher einen gründlichen Fitness-Check-up und einen Gesundheitstest machen zu lassen.
Moderates bis straffes Programm
© beigestellt
Das „Bikini-Bootcamp“ in Tulum, Mexiko, ist ein Resort für Anspruchsvolle, die nicht nur ein paar Tage am Meer mit Drinks faulenzen wollen. Die sechstägigen Angebote sind ideal für Singles und Alleinreisende, aber auch Paare, die zwischen Sightseeing-Stationen eine aktive Pause einlegen wollen, sind willkommen. Reese Witherspoon, Cameron Diaz und Demi Moore sollen hier bereits abgestiegen sein. Der Morgen startet mit einem Strand- oder Dschungelspaziergang und einem Kardiotraining im Sand. Vor dem Frühstück folgt noch eine Yogasession. Nach dem Zirkeltraining und High-Intensity-Einheiten wird es am Nachmittag entspannter: Von Salsa bis Hip-Hop wird gemeinsam getanzt. Das Meer liegt vor dem Bungalow; wer noch Kraft hat, geht abends schwimmen.
© beigestellt
Nur wenige Minuten von Saint-Tropez entfernt ist das umweltfreundliche Hotel „La Réserve Ramatuelle“, und hat doch wenig mit dem Trubel des Nobelorts zu tun. Wer einfach chillen möchte, hat hier einen paradiesischen Ort dafür gefunden; wer sich dafür entscheidet, gefordert zu werden, findet ein perfektes Fitness- und Wellnessprogramm, das vor allem auf Anti-Aging spezialisiert ist. Drei bis sechs Tage, die vollständig personalisiert sind – am ersten Tag finden der Spa-Osteopath und der Yogalehrer persönliche Schwachstellen, an denen gearbeitet wird. Dazu gehören individuelle Sitzungen zum Muskelaufbau, dreistündige Wanderungen mit einem Sporttrainer, abgestimmte Diätkost, aber auch Better-Aging-Körpermassagen, alles sehr moderat und komplett maßgeschneidert. Drill gibt es hier im Unterschied zu anderen Bootcamps nur wenig; man muss schon aus eigenem Antrieb aktiv sein – auch wenn der Anblick des Meers noch so verlockt, es einmal ruhig anzugehen.
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2023.